Mobilität in Burgwedel
Starkes Verkehrsaufkommen aufgrund guter Anbindung und Siedlungsstruktur

Die Stadt Burgwedel kennzeichnet heute eine überdurchschnittliche straßenverkehrliche Erreichbarkeit. Der nächste Autobahnanschluss Großburgwedels zur Bundesautobahn 7 als Nord-Süd-Verbindung liegt mit der Anschlussstelle 54 (Großburgwedel) nah am Ortskern (nur 1,5 km). Von Fuhrberg aus ist die Anschlussstelle 52 (Mellendorf) schnell erreichbar (nur 3 km). Darüber hinaus bestehen über die B3 Anbindungen an das überregionale Straßennetz. Laut ADAC Sommerstau-Bericht (2020) ist die A7 bei Großburgwedel einer der Stau-Spitzenreiter Deutschland.

Burgwedel besteht neben der Kernstadt Großburgwedel (9.658 EW) aus den Ortsteilen Wettmar (3.371 EW), Kleinburgwedel (2.414 EW), Fuhrberg (2.160 EW), Thönse (1.496 EW), Engensen (1.479 EW) und Oldhorst (164 EW). Sie liegen jeweils 2 km bis 10 km von der Kernstadt entfernt und sind oft ländlich geprägt. Die weiteren Ortsteile sowie die städtebaulich massiven Gewerbegebiete sind fußläufig kaum erreichbar und auch nicht attraktiv mit dem Fahrrad zu erreichen. Fehlende Angebote für die Mittag spause in den Gewerbegebieten (weder Supermarkt noch Imbiss) führen dort auch am Mittag zu viel PKW-Verkehr.

Hoher Pendelverkehr durch starke Unternehmen

Die Stadt Burgwedel hat aufgrund ihrer drei großen Gewerbestandorte eine überdurchschnittlich hohe Anzahl von Beschäftigten am Arbeitsort. Mit 10.010 sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten bei knapp über 20.000 Einwohnern ist der Beschäftigungsindex in Burgwedel mit 149,0 höher als in der Region Hannover und Deutschland. Der Großteil der Beschäftigten arbeitet im Bereich freiberufliche, wissenschaftliche und technische Dienstleistungen. Diese Branche ist in den letzten zehn Jahren in Burgwedel um das Neunfache gewachsen. Burgwedel hat über 1.500 angemeldete Betriebe und Rossmann beschäftigt allein ca. 2.180 Mitarbeiter:innen. In den nächsten Jahren werden zwei der drei Gewerbestandorte erweitert, um bestehende Betriebe zu erweitern und neue anzusiedeln. Bis 2023 werden im Gewerbegebiet westlich der Autobahn und in Kleinburgwedel zusätzliche Arbeitsplätze geschaffen. Es gibt jedoch bereits heute einen hohen Parkdruck auf den Grundstücken vieler Unternehmen, da das gesetzlich vorgeschriebene Parkplatzangebot nicht ausreicht. Infolgedessen wurde auf den Firmengrundstücken wiederholt erweitert. Die meisten parkenden Fahrzeuge im Gewerbegebiet westlich der Autobahn haben ein Hannoveraner Kennzeichen, was darauf hindeutet, dass sie keine weiten Strecken zurücklegen.

Hohes Mietniveau und schlechte ÖPNV-Vernetzung befördern Verkehrsaufkommen

In Burgwedel fehlt es an bezahlbarem Wohnraum, was durch das stetige Bevölkerungswachstum der Region Hannover noch verstärkt wird. In den nächsten sechs Jahren müssen in der Region etwa 20.000 Wohnungen neu gebaut werden. Besonders Haushalte mit mittlerem Einkommen haben Schwierigkeiten, geeigneten Wohnraum zu finden. Trotz Anschluss an das Schienennetz kann der ÖPNV das hohe innerstädtische Verkehrsaufkommen nicht verhindern. Der Bahnhof Großburgwedel wird von Pendler:innen genutzt, das Bahnhofsgebäude steht jedoch leer. Die mangelnde ÖPNV-Anbindung der Unternehmen und Gewerbegebiete an die Kernstadt mit dem Bahnhof stellt eine Herausforderung dar, besonders in Kleinburgwedel, wo die öffentliche Anbindung an den nur ca. 2 km entfernten Bahnhof fehlt. Die geringe Taktung des schienengebundenen Nahverkehrs und der Buslinien sowie die periphere Lage des Bahnhofs sind weitere Probleme.

Problemstellung
Gute Anbindung, starke Unternehmen, viele Pendelnde, hohe Mieten - viel Verkehr
Projektziele

Neue Arbeitswelten mit integriertem Umweltverbund

#1 Die Verknüpfung von der Zukunft der Arbeit und Mobilität

Bereits heute wird deutlich, dass gerade die PKW-Pendelverkehre für Burgwedel zukünftig stark zunehmen werden. Die Abhängigkeit vom Auto im Hinblick auf neue Arbeitsweisen und –orte zusammen mit den Möglichkeiten und Chancen der Digitalisierung ermöglichen neue Wege, diesem Problem zu begegnen. Inwiefern ermöglicht die digitalbasierte Veränderung von Arbeit (Home-Office, Co-Working Spaces etc.) eine Förderung eines nachhaltigen Mobilitätssystems? Welche Optionen ergeben sich für Tätigkeiten, die vor Ort stattfinden müssen? Wie kann eine Veränderung der zukünftigen Arbeit insbesondere in Burgwedel als Beispiel der Verkehrswende in einem suburbanen Raum genutzt werden.

#2 Digitalbasierte Mobilitätsangebote und Umsteigeoptionen neu denken

Als zentraler Baustein hin zu einem nachhaltigen Mobilitätssystem wurden die mangelhaften Umsteigeoptionen identifiziert. Hier gilt es insbesondere auch digitalbasierte Mobilitätsangebote mitzudenken und neue Lösungen für Wegeketten auch in einzelne Ortschaften zu entwickeln. Welche digitalbasierten Mobilitätsangebote kommen in Frage, die „letzte Meile“ der Pendelnden vom Bahnhof aus attraktiv zu machen? Wie müssen diese Umsteigeorte und Wegeketten beschaffen sein, um die Bedürfnisse der Arbeitnehmer:innen zu treffen?

#3 Gemeinsam mit Unternehmen und der Stadtverwaltung zukunftsfähige Lösungen entwickeln

Partizipation aller Stakeholder ist die Grundlage einer gemeinsamen Weiterentwicklung der verkehrlichen Situation der Stadt Burgwedel. Ziel ist dabei, gerade die Unternehmen und deren Arbeitnehmer:innen in den Prozess zu integrieren, eine Akteursgruppe, die hohe Ansprüche an einen solchen Prozess stellt. Dies beinhaltet eben nicht nur Mobilität neu zu gestalten, sondern darüber hinaus in Burgwedel als Stadt mehr Lebensqualität anzustreben, zum Durchqueren, Verweilen und in der Mitgestaltung. Wie kann ein Beteiligungsprozess für diese unterschiedlichen Zielgruppen aussehen und wie unterscheiden sich ihre Zukunftsbilder? Lassen sich diese Erkenntnisse auf andere Städte und Gemeinden im suburbanen Raum übertragen?